Mit dem britischen Künstler Arthur Rackham (1867 – 1939) bringt das Otto Pankok Museum einen der impulsgebenden Illustratoren des letzten Jahrhunderts in die Grafschaft. In der Hochzeit fantasievoller Zeichenkunst zwischen den 1920er und 1940er Jahren galt Rackham als tonangebend und unangefochtener Star seiner Profession. Bis heute hat er Nachfolger seiner Kunst. Einer davon heißt: Hollywood. Werke von Arthur Rackham finden sich in den Sammlungen vieler großen Museen vom Loeuvre über die Londoner Tate Gallery bis zur MET in New York.
Das Otto-Pankok-Museum zeigt nun Einblicke in Rackhams Arbeit in der Grafschaft.
Zusammen mit dem irischen Autor James Stephens (1880 – 1950) nahm sich Arthur Rackham nach dem 1. Weltkrieg die irischen Mythen vor und inszenierte sie zu einem märchenhaften Spiegelbild einer Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche. Große Liebe hatte da ebenso ihren Platz wie große Kämpfe. Wiederholt stellte er mit seiner Kunst die Frage: Was ist dran an der irischen Vorstellung, dass es hinter der erkennbaren realen Welt noch eine liegt oder gar mehrere weitere? Und ist mit ihnen ein geistiger Reichtum für die Menschen verknüpft? Gerade in Irland stellte sich mit der lange im Land vorherrschenden Armut in der Vergangenheit die Frage nach Kräften, die das Überleben sichern – und die Welt der Kunst ist eine davon.
Arthur Rackham bringt dies in seinen Illustrationen immer wieder in poetischer und dynamischer Weise auf den Punkt. So umspielen sie auf ganz eigne Art und Weise das dem Otto-Pankok-Museum durch seinen Namensgeber vorgegebene Thema: der Mensch als Bewahrer der Menschlichkeit in einer unsäglichen Zeit durch die Kunst.
Das Otto-Pankok-Museum zeigt originale Drucke von Federzeichnungen aus dem Jahr 1924 und auch einige farbige Chromolithographien aus dieser Zeit. Dazu hatte die Kuratorin Sharon Oettel-Bakker mit einem der führenden Antiquariate Irlands erfolgreich Kontakt aufnehmen können. Die meisten Exponate kommen daher direkt aus Dublin.
Die Kuratorin freut sich zusammen mit dem Vorstand, dass zudem – von einem Sammler bereitgestellt – ein kleines Konvolut von Drucken des Folk-Künstlers Dermot McCarthy aus den 1980er Jahren gezeigt werden kann. Dermot McCarthy arbeitet die „Anderswelten“ direkt und unbeirrt von Kunstdiskussionen in seine Federzeichnungen ein. Überall tummeln sich in den Bilder Lebewesen und Dinge jenseits der auf den ersten Blick dargestellten Bildgegenstände. Ein faszinierender Irrgarten des Schauens. Damit hat er sich in Irland einen Namen gemacht. Mit diesen Werken verknüpft Oettel-Bakker kuratorisch auch ein spielerisches Suchspiel nach Teilmotiven in den Bildern. Für die Betrachterinnen und Betrachter eine eigene Art der kurzweiligen Bildbetrachtung. Dermot McCarthy ist Autodidakt, verdiente seinen Lebensunterhalt als Handwerker und betreibt nun als anerkannter Künstler eine eigene Galerie.
Schließlich hat sich Sharon Oettel-Bakker noch entschieden, farbige Holzschnitte von Esteban Fekete (1924 – 2009) zu zeigen. Der bereiste Irland und brachte individuelle Szenen mit und gestaltete sie in seiner bekannten farbdurchdringenden Weise.
Auf Barytpapier abgedruckte Schwarzweiß- Photographien irischer Landschaften, kleine Ausschnitte von Gedichten des irischen Dichters William Butler Yeats (1865 – 1939) und Drucke zeitgenössischer Darstellungen des Lebens im Irland des 19. Jahrhunderts runden die Ausstellung ab.
Für Sharon Oettel-Bakker und dem Vorstand des Museum ist diese Ausstellung einmal mehr die Hinwendung zu dem Anliegen, wie Kunst das Leben der Menschen bereichert. Einerseits als Mittel der Reflexion der Zeitsituation, andererseits als Erweiterung der Gefühle und Gedanken. So wie Rackham in den irischen Mythen einen Spiegel seiner eigenen unruhigen Zeit entdeckte, so transportiert seine Kunst und die der anderen vertretenen Künstler dies wiederum bis in das Heute hinein.
Der Eröffnung der Ausstellung beginnt am 28. Juli um 19 Uhr. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.